10/06/2007

Streik bei der Bahn - aus der Sicht eines Fahrgastes

Am 5. Oktober war mal wieder Streiktag bei der Bahn.

Als gewiefter Bahnfahrer und Internetnutzer schaue ich natürlich gleich nach dem Aufstehen unter http://www.bahn.de/aktuell nach, wie meine Züge fahren. Da gibt es gleich die erste Überraschung: obwohl der Streik zwischen 8:00 und 11:00 Uhr stattfindet, fallen Züge schon ab 5:30 aus!

Glücklicherweise fährt ein Zug in meine Richtung, zwar etwas früher als sonst, aber das nehme ich gerne in Kauf - vielleicht bin ich so sogar pünktlich in der Arbeit. Die Hoffnung bleibt mir erhalten, als mein Anschluß an die S-Bahn auch noch reibungslos funktioniert, wird allerdings später herb enttäuscht, als wir in einem Bahnhof halten und die Durchsage kommt: "Wegen eines angeblichen Personenschadens endet die S-Bahn hier." (wohlgemerkt, die Durchsage lautete "angeblich", kein Zusatz von mir!).

Ein Weiterkommen war erstmal nicht möglich. Alternative Verkehrsmittel waren ebenfalls nicht erreichbar, da sie Treppenaufgänge zu den Gleisen komplett verstopft waren. Später wurde eine Ersatz-S-Bahn eingesetzt, die offensichtlich trotz (angeblichen) Personenschadens die Strecke befahren konnte. Glücklicherweise fuhr sie auf dem Gleis gegenüber, denn andere Gleise waren wegen des Andrangs ja nicht erreichbar.

Als wir uns alle in der S-Bahn gestapelt hatten, ging es auch recht bald los, allerdings hatten wir bei jeder Haltestelle einen Aufenthalt, der mit den Worten "Aus unbekannten Gründen können wir auf unabsehbare Zeit erst einmal nicht weiterfahren" angekündigt wurde.

Aber immerhin kam ich noch in der Arbeit an! Statt nach wie sonst nach einer, heute zwar erst nach zwei Stunden, aber immerhin. Termine hatte ich ohnehin auf später verlegt. Es gab einige verärgerte Leute, die nicht so vorausschauen gewesen waren, die werden es dann fürs nächstemal gelernt haben.

Über die Rückfahrt hatte ich mir ja gar keine Sorgen gemacht, denn der Streik sollte ja nur bis 11:00 dauern, und ich fahre ja erst nach 17:00 Uhr. Wo soll da das Problem sein? Das erfuhr ich dann nachmittags auf www.bahn.de: Züge sind massenhaft gestrichen. Die Bahn hält an ihrem "Notfallplan" fest, auch wenn gar nicht mehr gestreikt wird. Ich erwische glücklicherweise einen Zug, der ungefähr in meine Richtung fährt, meine Frau holt mich mit dem Auto ab und ich komme relativ gut nach Hause. Überstanden!!!

Nun ein "Nachschlag" an die Bahn: auf der Rückfahrt hieß es in einer Durchsage, man entschuldige sich für die Unannehmlichkeiten und Ausfälle, die durch den Streik entstanden seien. Ich habe das Gefühl, daß die Bahn die Situation absichtlich verschlechtert hat (Zugausfälle weit außerhalb der Streikzeiten), und dies politisch nutzt, indem sie die Schuld den Streikenden in die Schuhe schiebt. Das funktioniert aber nicht einmal bei mir!

Und zu guter Letzt möchte ich noch nachfragen: welche überragenden Leistungen hat eigentlich der Bahnvorstand in der letzten Zeit erbracht, daß sich eine 8-Millionen-Euro-Gehaltserhöhung rechtfertigen läßt? Ist die Bahn pünktlicher geworden? Ist der Service besser geworden? Sind die Züge modernisiert oder etwa die Kapazitäten erhöht worden, so daß man zur Rush-Hour nicht mehr stehen muß. Aus meiner Sicht lautet die Antwort auf alle Fragen "nein".
Herr Mehdorn, die Erhöhung haben Sie und Ihre Kollegen definitiv nicht verdient!

So, und was mache ich am Montag? Natürlich mit der Bahn fahren - seufz!

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