4/19/2020

Puh! Corona kam gerade noch rechtzeitig

Seit Jahren werden in Deutschland Krankenhäuser privatisiert. Das geht bis hin zur Uniklinik. Gegen die Gewinnorientierung privatwirtschaftlicher Unternehmen ist ja zunächst nichts einzuwenden.

Wenn allerdings Gewinnorientierung und Krankenhaus aufeinander treffen, führt das zu Personalabbau und dazu, dass Eingriffe ambulant vorgenommen werden, die eigentlich einige Tage stationärer Beobachtung bedürfen. Und Patienten werden vorzeitig entlassen, um mehr gewinnbringende Eingriffe vornehmen zu können. Ganz zu schweigen von unnötigen Eingriffen, so wie z. B. der "Einbau" künstlicher Hüftgelenken nach der Privatisierung sprunghaft anstieg.

Ich habe selbst in einer Uniklinik erlebt, dass die Ärzte zwar weitere OPs durchführen wollten (und hätten können). Es fehlte jedoch an Pflegepersonal im OP-Bereich, so dass keine OPs mehr möglich waren. Ich habe von einem Pfleger erfahren, dass sich die Klinik auf die Privatisierung vorbereitet, und dazu müssten eben die Kennzahlen stimmen ...

Ebenso hat ein Freund eine ambulante Leistenbruch-OP hinter sich - direkt nach dem Aufwachen wurde er nach Hause gefahren und dort abgeladen und sich selbst überlassen. Das kann man einfach nicht mehr anders ausdrücken. Ich war nach meiner Leistenbruch-OP heilfroh, dass ich noch 2 Nächte bleiben "durfte". Ich honnte mich kaum bewegen und hätte mich nicht selbst versorgen können.

Was das mit Corona zu tun hat? Nun ja, vor der Privatisierung waren die Krankenhäuser zwar ein "Kostenfaktor" und kein "Gewinnbringer", dafür waren sie aber deutlich besser aufgestellt und ausgestattet, über Betten und Geräte bis hin zum "Personal". Heute, wo sich alles rechnen muss, ist das mit der Versorgung deutlich schlechter als vor der Privatisierung. Corona vor 2003 wäre deutlich besser zu managen gewesen, zumindest was die medizinische Versorgung angeht.

Trotzdem haben wir noch Glück gehabt: in ein paar Jahren wären deutlich weniger Krankenhäuser vorhanden gewesen, da das Gesundheitsministerium schon länger an eine "Zentralisierung" arbeitet, d. h. kleine Kliniken werden zugunsten vorhandener großer Gesundheitsfabriken geschlossen, damit diese mehr Gewinn machen können.

Einen hab ich noch, einen hab ich noch: warum wurde eigentlich damals kein Impfstoff gegen den Corona-Vorgänger SARS entwickelt? Der würde evtl. heute auch gegen Corona helfe, da es sich um die gleiche Familie von Viren handelt. Ganz einfach: SARS war "lokal begrenzt" und die Entwicklung eines Impfstoffes versprach zu wenig Gewinn wegen des kleinen Absatzmarkts.

So, abschließend fragen wir uns noch kurz: wer hat den Mist eigentlich verzapft?

Bis 1985 galt der Selbstkostendeckungsgrundsatz, somit hätte sich eine Privatisierung nicht gelohnt. Diess wurde danach immer weiter gelockert, bis durch die sog. Fallpauschalen eine reine Gewinnorientierung geschaffen wurde. Auf wessen Empfehlung dies geschah, kann ich nicht mehr nachvollziehen.

Die Reduzierung der Zahl der Krankenhäuser wurde vom Leopoldina-Institut empfohlen. Aus meiner Sicht kann es dafür nur wirtschaftliche Beweggründe gegeben haben, für die Patienten wird dadurch nichts besser, im Gegenteil.

Seien wir also froh, das Corona kam, bevor dieser Unsinn auch noch komplett umgesetzt werden konnte. Das hat sicher Leben gerettet.

Dasselbe Leopoldina-Institut hat nun eine Lockerung der Maßnahmen gegen Corona empfohlen. Die Empfehlung wurde ausgesprochen als die Entwicklung der Fallzahlen noch gar nicht dafür sprach. Nach der Emofehlung "stimmen" die Zahlen nun aber. Wie kommt das denn?

Wie dem auch sei, auch diese Empfehlung hat meines Erachtens rein wirtschaftliche Beweggründe.

Gut, die Lockerung mag an bestimmte Regeln gebunden sein, dazu gehört aber nicht einmal die Pflicht zum Tragen einer Maske, nur eine Empfehlung. Warum keine Pflicht? Weil nicht genügend Masken vorhanden sind. Das wäre eigentlich ein Grund, mit Lockerungen zu warten, bis die notwendigen Voraussetzungen geschaffen wurden. Aber die Wirtschaft ... und die Gesundheit?

Das Schlimmste an der Lockerung ist aber die Wirkung auf einen Teil der Bevölkerung: schon vorher gab es ein paar Unverbesserliche, die sich zu Parties trafen; nun aber, und das sogar, bevor die Lockerungen ab morgen gelten, sieht man volle Döner-Buden und ähnliches, wo sich die Leute stapeln und sich beim Essen in aller Enge unterhalten. Auch die Verkehrsmittel und Straßen sind seit der Bekanntmachung deutlich voller, oft kann der Mindestabstand nicht mehr eingehalten werden.

Das geht nach hinten los.

Und sollten wir es trotz aller Fehler irgendwann geschafft haben, wird die Politik aus ihren verfehlten Gesundheitsgesetzen lernen? Leider habe ich gelernt, dass dies wahrscheinlich nicht der Fall sein wird. Aber die Wirtschaft, aber die Wirtschaft ...

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