6/19/2022

Zinsen anheben, Inflation senken? Nicht immer!

Für Inflation kann es unterschiedliche Gründe geben.

Leider lernt man an der Uni wohl nur etwas über Geldmengen: ist zu viel Geld im Umlauf, wird es weniger Wert. Das ist nicht falsch, aber eben nur ein möglicher Grund.

Wenn zu viel Geld im Umlauf ist, hilft es, die Zinsen anzuheben, denn wird das Geld "teurer", dann verringert sich die im Umlauf befindliche Menge, und der Wert steigt.

So viel zur Theorie - der einzigen Theorie, die man in Bankenkreisen, insbesondere der EZB zu kennen scheint.

Nun sind die Preise aber nicht deshalb gestiegen, weil es zu viel Geld gibt. Die Geldmenge hat sich nicht geändert. Geändert haben sich die verfügbaren Waren, und damit deren Preis.

Das Verhältnis von Geld zu Angebot hat sich also erhöht, nur ist diesmal nicht der Zähler (Geld), sondern der Nenner (Ware) das "Problem".

Natürlich verringern höhere Zinsen die Geldmenge, und damit kann sich der Wert kurzzeitig stabilisieren. Nur dreht man hier an der falschen Schraube, denn hier lag ja gar nicht das Problem. Das Problem liegt sogar außerhalb des Einflussbereichs der EZB und Europas: es sind ja gerade die importierten Waren, die knapp werden: Öl, Gas, Getreide, ...

Das einzige, was die Zinsanhebung langfristig vermag, ist den Euro international abzuwerten und im Binnenmarkt die Preise sogar zu erhöhen: denn wenn ich für Investitionen mehr zahlen muss, dann zahlen meine Kunden höhere Preise an mich.

Das Angebot an importierten Waren kann die IZB nicht erhöhen, der Preis wird also nicht beeinflusst, im schlechtesten Fall steigt er weiter, weil das verfügbare Angebot mit anderen Währungen aufgekauft wird. Der Euro wird ja knapper ...

Hier dreht jemand an der ganz falschen Schraube. Wie ein Autofahrer, der das Gaspedal über den Nullpunkt anhebt, statt aufs Gaspedal zu drücken. Ein Vergleich, der in 20 Jahren hoffentlich niemandem mehr etwas sagen wird ...

No comments:

adaxas Web Directory