6/04/2022

Entlastungspaket - wie dämlich muss man sein ...

Vor dem 24. Februar 2022 war (zumindest manchen) klar, das wir alle Energie sparen und auf erneuerbare Energiequellen umsteigen müssten, und zwar schnell. Unter anderem sollten dazu die Energiepreise steigen, gesteuert durch die Politik.

Ab dem 24. Februar war klar, dass man von der Abhängigkeit von russischer Energie wegkommen musste.

Also Energie sparen und auf erneuerbare Energiequellen umsteigen, da man sich sonst nur in neue Abhängigkeiten begeben müsste, und es ist nun mal so, dass die Staaten, die fossile Energieträger liefern können, politisch ... nun ja ... sagen wir ... fragwürdig sind.

Gut, dann gehen ja beide "Anreize" in dieselbe Richtung. Die Preise steigen. Aber Halt! Jetzt steigen sie ja einfach so, ohne politische Kontrolle. Das müssen wir unter Kontrolle bringen. Schleunigst! Also: runter mit den Preisen!

Wie genau das helfen soll, Energie zu sparen und auf erneuerbare Energiequellen umzusteigen, bleibt rätselhaft.

Aber schauen wir uns die zwei Hauptmaßnahmen des "Entlastungspakets" genauer an:

Kraftstoffpreise

Während der Ölkrise in den 70ern musste Energie gespart werden ("erneuerbar" kannten damals nur ein paar "Müslis"), und so gab es teure Kraftstoffe und Fahrverbote. Langfristig hat man nichts daraus gelernt, aber die kurzfristige Maßnahme machte Sinn.

Heute machen wir den Kraftstoff billiger, und zwar mit der ganz großen Gießkanne. Pendler, die oft nicht (kurzfristig) ausweichen können, werden nicht gezielt entlastet . Stattdessen fördert man auch die Spaßfahrer großer SUVs, die die Preiserhöhungen locker wegstecken könnten.

Kurzfristiger Effekt: keiner, allenfalls wird mehr gefahren

Langfristiger Effekt: keiner

9-Euro-Ticket

Statt den ÖPNV auszubauen und dann ein Ticket anzubieten, das günstig aber nicht obszön billig ist (Beispiel Österreich: erst Ausbau der Kapazitäten, dann ca. 1.000€ pro Jahr für den gesamten ÖPNV), lassen wir das Angebot so (schlecht) wie es ist und stecken Geld in das Anwerben von kurzfristiger Kundschaft, Schnäppchenjägern.

Und nicht nur, dass der Steuerzahler das zahlt. Nein, nach den drei Monaten tragen die verbleibenden Kunden den ÖPNV die dann steigenden Preise. Und nein, von den Schnäppchenjägern ist da kaum einer dabei, wenn überhaupt.

Kurzfristiger Effekt: überfüllte Verkehrsmittel, so dass man sich als Stammkunde gut überlegen muss, wann man fährt, und ob überhaupt.

Langfristiger Effekt: keiner, der ÖPNV ist nach den drei Monaten genau so (schlecht) wie vorher. Aber immerhin wieder leerer.

 

Was haben wir also nach den drei Monaten, die das Entlastungspaket gilt: viel Geld ausgegeben und nichts an den strukturellen Problemen geändert.

Das Wort "Aktionismus" kann man gar nicht besser erklären, als anhand dieses Beispiels.


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